Caspar David Friedrich: Hünengrab im Schnee, Ausschnitt

Es ist Hochsommer. Und das merke ich nicht nur weil ich beim Blick aus dem Fenster auf die B111 fast nur noch weiße Rollkoffer, wie ich diese Wohnmobile nenne, die sich zu einer wahren Plage ausgewachsen haben, nenne, sondern auch weil nunmehr vier Freitagnachmittage unserer Veranstaltungsreihe "Wolgaster WollWonne" im Hof des Rungehauses in Wolgast vorbei sein. Drei stehen noch bevor, denn wir haben für jeden Ferienfreitagnachmittag eine Veranstaltung eingeplant,

Wolgaster WollWonne in der Remise

Ein Stricktreff, Spinnen mit der Handspindel, Wolle färben mit Pflanzenfarben, und Stricken mit Kindern  waren unsere bisherigen Themen, nun kommt der nächste Stricktreff, ein Workshop Bumerangferse stricken  und Seife einfilzen - dann ist dieses Programm zuende. Wir - das sind Claudia Krischer, Mechthild Bätz und ich, und die Reihe läuft im Rahmen einer Kooperation mit dem Stadtgeschichtlichen Museum Wolgast und dem Arbeitskreis Traditionelle Textilien des Heimatverbandes MV.

Jede der Veranstaltungen hat Freude gemacht, aber leider leider finden sie keinen oder nur geringen Anklang in Wolgast. Was nützt ein Plakat, was nützen die Likes in einigen Facebook-Foren wenn das Angebot einfach nicht angenommen wird?

Da haben wir Einiges zu überlegen im Nachgang, nochmal machen, weitermachen, anders machen? Im Moment weiß ich es wirklich nicht, bin ratlos.

Ich bin ganz fasziniert vom Färben, ich könnte auch sagen Claudia hat mich angefixt... sie hatte den Workshop wunderbar vorbereitet, Farbsud für drei Farben aus Cochenille, Mädchenauge und Rainfarn vorbereitet und verschiedene Garnqualitäten zur Auswahl mitgebracht: Wolle vom Polwarth-Schaf, Wolle mit Ramie, Baumwolle... und da fiel die Wahl schwer. Ich habe mich dann für das Polwarth-Garn entschieden und bin begeistert vom Ergebnis!

Solarfärben: mein erster Versuch

Auf unserer Terrasse warten nun 100g feine Wolle zusammen mit getrockneten Rainfarn-Stückchen im großen Glas auf die Sonne - und da wir hier in Vorpommern ja helle Tage haben, bin ich optimistisch und freue mich auf das Ergebnis meines ersten Färbe-Versuchs mit Solarkraft!

Ich habe wirklich Lust, eine Menge Wolle, die sich im Lauf der Zeit angesammelt hat, ungefärbt, von verschiedenen Flecken der Erde und von verschiedenen Schafen, einzufärben!

Das Färbe-Ergebnis
Lesezeichen mit Perlen

Für die Freitagsveranstaltung, die wir der Kürze halber "Kinderstricken" nannten, hatte ich so Einiges vorbereitet: Stricknadeln für Kinder und buntes Baumwollgarn und als Übungsaufgabe ein kleines Lesezeichen aus dem Buch "Mein erstes Strickbuch" von Mariella Vitale ausgesucht.

Und auch ein Lesezeichen gestrickt.

Bei all den Veranstaltungen im Hof der Rungehaus-Remise stelle ich den Tundelbaum auf:

Tundeln ist der Name einer alten Technik: man tundelt Schnüre mit vier oder auch mehreren Fäden und zwar zu Zweien - die Fäden sind auf Gewichte gewickelt und am Tundelbaum befestigt, und wie man tundelt, können Sie sich im Video gleich nebenan anschauen!

Das macht Spaß und mit einiger Übung geht das auch ganz flott voran.

 

Und das ist die Überleitung zu einer Buchvorstellung: Schon eine ganze Weile wollte ich hier in der Wockensolle die "Faserwerkstatt" vorstellen.

Das Buch "Faserwerkstatt" der Autorin Doris Fischer ist großartig. Nicht nur daß die Autorin viele Produktionstechniken vorstellt, zu jedem Thema gibt es Hintergrundinformationen, aufschlußreiche Bilder und Anweisungen, sodaß man diese Techniken, sei es Knüpfen, Spinnen, Flechten und auch Tundeln ! leicht ausprobieren kann.

Doris Fischer gibt einen Überblick über die verschiedenen Fasern und deren Verarbeitung, stellt dann die verschiedenen Techniken vor und bietet im Kapitel "Kleidung und Accessories" auch Anleitungen zum Herstellen verschiedenster Textilien.
Und dann setzt sie mit dem Kapitel "Holzwerkstatt" noch eins drauf: hier hat sie Anleitungen zum Selbstbau von Textilwerkzeug zusammengestellt, Webbogen, Schwingholz, Häkelhaken, Spannbrett, Flachshechel - to name a few!

Dieses Buch ist ein unentbehrliches Nachschlagewerk für alle,die neugierig sind, etwas Neues (ja eigentlich: etwas Altes) ausprobieren möchten und  die Anleitungen in der Holzwerkstatt sind Gold wert.

Faserwerkstatt - Doris Fischer
Faserwerkstatt - Traditionelle Textiltechniken mit natürlichen Materialien • Spinnen, flechten, weben & Co. – mit ausführlichen Hintergrundinformationen zum Handwerk und praktischen Anleitungen

Auf der Verlagsseite gibt es neben einer  PDF Leseprobe noch weitere Informationen zu diesem Werk:

Doris Fischer: Faserwerkstatt
ISBN: 978-3-03902-188-8
1. Auflage, 2023
Einband: Gebunden
Umfang: 304 Seiten
Gewicht: 1087 g
Format: 19.2 cm x 24.5 cm

Textilien »berühren« uns alle. Zu ihrer Herstellung und Verschönerung wurden schon früh Handwerkstechniken wie Zwirnbinden, Nadelbinden, Flechten oder Brettchenweben entwickelt.

Dieses historisch fundierte Sach- und Werkbuch stellt kaum bekannte, vergessene und wiederentdeckte Textiltechniken von der Steinzeit bis ins 19. Jahrhundert aus ganz Europa vor – heute Bestandteil des immateriellen Kulturerbes. Die faszinierende Geschichte des Textilhandwerks animiert zum Ausprobieren. Vieles ist möglich: von der Faseraufbereitung über das Fädenspinnen, Seilezwirnen bis zur Anfertigung von Bändern und Borten und zur Herstellung oder Veredelung verschiedener Textilien. Auf Einführungen in die Techniken folgen anschauliche Anleitungen mit nützlichen Projektideen, ergänzt durch Praxistipps.

Stellen Sie mit diesen jahrhundertealten Techniken selbst Strohseile, Seidenschnüre, Gurtbänder, Armstulpen oder Handschuhe aus einfachen, natürlichen Materialien her. Vorkenntnisse, besonderes Material oder Spezialwerkzeug sind nicht erforderlich.

Ob als Geschenk, auf dem Wunschzettel oder Sofortkauf - dieses Buch ist ein Gewinn! Ich kann es allen Leserinnen und Lesern nur ans Herz legen.